Bericht in Sachen Niergolzing. IV/n

Martin Wingerter, Ermittler. 

1. Oktober 2002, 10:20 Uhr Büro Süd des PND, Jockgrim, Südpfalz

"Anton ist der, oder besser, spielt den Dirty Old Man. Potenzprobleme? Beziehungsprobleme?" Schlicher schob eine neue Folie nach.

Vierter Tag in de Pfalz. Saurer Wein, saurer Magen, Saumagen und Sauburg - diese schweinische Pfalz. Von Lloyd's qualvollen Dämpfen ganz zu schweigen, wo er doch selbst beim Winzer vor dem gelüfteten, abgeflämmten Barrique-Fass die nötige Kontinenz vermissen lässt. Wir ordern übereilt. Pflichtschuldigpeinlicheingedampft. Pennthaus redet den ganzen Tag von einem wunderbaren Privatpuff in Landau, wo wir auf dem Heimweg unbedingt vorbei(schauen) müssen. Und mich juckts schon wieder im Schritt; das muss an der herrlichen Herbstluft liegen.

anton mit lloyd u. pennthaus / wandern südpfalz c/o grüner baum * - 20.09.02 at 13:52:57

„Kann mit Worten umgehen. Lehrer vielleicht, Theologe oder Psychologe, leidet mit den anderen unter der provinziellen Umgebung, mehr noch an dem Mangel an Mut, diese zu verlassen, provoziert gerne." Wie die beiden Anderen gebildet, konversationsfähig. Schmenger trotzte den Rauchverbotsschildern und sog tief an einer West-Light, die er sich während des Folienwechsels angezündet hatte. Wenn er nur nicht immer dieses unsägliche Flammenwerfer-Zippo mit dem CIA-Wappen benutzen würde. Der penetrante Benzingeruch zwingt längst Gegessenes den Rückweg anzutreten. „Das kann man so sagen" schnaubte er, „schweinische Pfalz, kein Wunder, dass MP tobt."

"Wer unentwegt vom Vögeln spricht, spricht zwar viel, doch vögelt nicht!" Wir drehten die Köpfe Richtung der wohlklingenden, weiblichen Stimme, die dieses große Wort so gelassen ausgesprochen hatte. Beladen mit einem Tablett der Art, wie schon eines auf der Tischmitte stand, betrat meine Assistentin Hedwig den Raum. Hedwig Kaefir, genannt Harry. „Ich bringe mal Kaffee, abessinischen, feiner Arabica, handgebrüht." Ihr Kaffee ist berühmt, weit über unsere Dienststelle hinaus. Nein, nicht die oft beschriebene Brühe, so dick, dass der Löffel stecken bleibt. Auch nicht dieses  harte  Gebräu aus Lavazza und Gaggia, das mit der Geräuschentwicklung eines startenden Kampfjets unter gewaltiger Dampfentwicklung in zu dicke Tassen tröpfelt. Hedwigs Kaffee ist eine Symphonie, Sinne schmeichelnd, Lebensgeister weckend. „Der Spruch ist vom Tant’ Malchen aus Wallerfangen" sagte sie beim Eingießen. Malchen mit langem A war ihre längst verblichene Erbtante. „Natürlich sagte Malchen „schaffen" und nicht „vögeln". 

Hedwig/Harry sagte grundsätzlich Abessinien. Wie die Ras Tafari. Sie hatte ebensolche in einer WG in Hamburg kennen gelernt. Diese waren allerdings aus Jamaika und verehrten den Jah Ras Tafari. Besser bekannt als Negus Haile Selassi. Nein, Kaffee kochen hatte sie dankenswerter Weise nicht bei denen gelernt, sondern im Blue Nile in Berlin. „Der Name Anton ist ebenso ein Pseudonym wie Pennthaus und Lloyd. Was allerdings dahinter steckt, ich bin hier ziemlich aufgeschmissen. Vielleicht, wegen einer Affinität zu Erich Kästner und Pünktchen und Anton". Schlicher schien hier wirklich ratlos. „Oder er nennt sich, einer sexuellen Vorliebe folgend Anton. Nach Anton Schlecker, dem Drogeriemogul" warf ich ein. Hedwig verschüttete beinahe den guten Arabica, während sie mich mehr belustigt als tadelnd ansah.

 Fortsetzung

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